"Wenn sich die Wege der Magie und der Wissenschaft kreuzen, dann beginnt dieses Epos."
So wird es dem Zuschauer seit der ersten Staffel von Index am Ende fast jeder Folge versprochen. Und genau in diesem Zusammenspiel liegt die Besonderheit der Index-Reihe, die sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt. Dazu jedoch später mehr.
Einleitung
Ähnlich wie beispielsweise beim Fate-Franchise steht man bei der A-Certain- bzw. Toaru-Reihe zu Beginn vor der Frage, in welcher Reihenfolge man die Serien/Filme denn nun schaut. Ich bin hier der Veröffentlichungsreihenfolge gefolgt. Dabei habe ich mich zusätzlich am persönlichen Tipp von Endo orientiert und Railgun S direkt nach der ersten Railgun Staffel geschaut. Meine Reihenfolge sah also so aus:
Index I -> Railgun 1 -> Railgun S -> Index II -> Movie -> Index III
Kann ich diese Reihenfolge empfehlen? Ja, denn durch die Inhalte der ersten beiden Railgun-Staffeln erhält man viele Einblicke in die Bildungsstadt, die einem gerade bei Index III sehr helfen. Natürlich bleibt es jedoch weiterhin jedem/jeder selbst überlassen, welche Reihenfolge man bevorzugt.
Ich versuche den folgenden Texten so weit wie möglich spoilerfrei zu halten. Es sollte jedoch allen bewusst sein, dass sich das nicht ganz vermeiden lässt bzw. ich eventuell indirekte Spoiler übersehe.
Diese Rezension bezieht sich nur auf die Animes. Ich habe weder die Light Novels noch die Mangas gelesen.
Handlung
Die Beschreibung hier bei aniSearch ist bereits eine sehr gute Einleitung für die Handlung dieser Staffel. Die Serie setzt direkt nach der zweiten Staffeln an und führt die dort am Ende behandelten Konflikte weiter. Die anderen Mitglieder des rechten Stuhl Gottes treten auf den Plan und die verschiedenen Gruppen in der Bildungsstadt treffen aufeinander. Das bisher in der Serie dargestellte alltägliche Leben rückt immer mehr in den Hintergrund und die Bereiche "Action" und "Drama" geraten weiter in den Fokus. Wie bereits in den vorherigen Staffeln ist die Serie in verschiedene Storyabschnitte (Arcs) eingeteilt, die unterschiedlich lang und unterschiedlich detailliert sind.
Hier setzt die oben bereits erwähnte Besonderheit der Index-Reihe an. Neben wissenschaftlichen und magischen Themen werden auch religiöse (insbesondere christliche) Inhalte in die Geschichte eingebunden. Neben der dadurch entstehenden (auch interessanten) Inhaltsvielfalt treten zudem immer mehr neue Charaktere auf. Index III beginnt mit 5 Arcs, die dann auf einen großen sechsten Arc zum Staffelfinale aufbauen. Hierfür haben wir aber nur 26 Folgen Platz. Das Erzähltempo ist durch diese vielen Geschichten daher sehr schnell. Ähnlich wie unsere Hauptfigur Touma wird man als Zuschauer förmlich in die Geschichten hineingeworfen. Gerade die wichtigen Gespräche sind dabei immer geheimnisvoll und nicht eindeutig, sodass man das Gefühl hat, bei einer kleinen Unaufmerksamkeit schon der ganzen Geschichte nicht mehr folgen zu können.
Auffällig fand ich, dass in vielen Episoden dieser Staffel teilweise 3 bis 5 Kämpfe gleichzeitig stattfinden. Zwischen diesen Kämpfen wird dann immer hin und her gewechselt. Natürlich sorgt das für viel Dynamik. Ich konnte mir aber den Gedanken nicht verkneifen, dass man aus einigen Kämpfen auch glatt ein oder zwei ganze Folgen hätte machen können. So wurden viele Kämpfe aus meiner Sicht einfach zu schnell abgehandelt (oder tatsächlich ein paar Mal nur teilweise angedeutet und gar nicht gezeigt). In der Handlung ging hier sehr viel Potenzial verloren. Gerade viele (auch neue) Hintergründe bleiben dadurch auf der Strecke. Auf die Folgen der ganzen Kollateralschäden der Kämpfe wird auch wie in den Vorgängerstaffeln überhaupt nicht eingegangen.
Im Vergleich zu den vorherigen Staffeln baut diese Staffel auf ein gemeinsames Staffelfinale auf. Jeder Arc führt im Nachhinein betrachtet zum letzten großen Arc der Staffel. Hervorzuheben ist zudem, dass der hohe Ecchi-Anteil aus der zweiten Staffeln in dieser Staffel abgenommen hat. Index ist für seine Mischung aus Action, Drama, Übernatürlichem und leichter Comedy bekannt. Die Ecchi- oder auch Fanservice-Momente tauchen meist in den Comedy-Abschnitten auf. Diese sind zwar immer noch vorhanden, jedoch sind es jetzt wenige und gerade gegen Ende (bis auf Lessar) fast gar keine mehr.
Randnotiz: Endlich wird in Index III vermehrt auf Touma und seinen rechten Arm eingegangen. Ein Thema, dass endlich etwas mehr Aufmerksamkeit in der Serie erhält. Zudem verdichten sich die bereits in Index II angedeuteten Pläne von Aleister Crowley.
Charaktere
Wir folgen unserem aus den vorherigen Staffeln bekannten Trupp aus Hauptcharakteren. Zusätzlich wird Hamazura in den Rang eines Hauptcharakters heraufgestuft. Ein Blick auf die Charakterübersicht verrät bereits die Vielzahl an Personen, die in Index III auftauchen. Dabei kommen laufend neue Charaktere hinzu, die jeder auch noch eine eigene, individuelle Persönlichkeit haben. Mit dem ganzen Inhalt obendrauf ist das tatsächlich auf den ersten Blick sehr erschlagend. Zwar sind fast alle Charaktere (auch die neuen) sehr interessant und vielfältig. Leider wird am Ende zu wenig auf die einzelnen Personen eingegangen. Auch hier fehlen viele Hintergründe. Viele Charaktere bis auf den Hauptcast werden dadurch nahezu austauschbar. Selbst der Tod von Charakteren führte bei mir zu fast keiner Reaktion, weil man einfach zu wenig von den Charakteren, deren Hintergründen und Motiven erfahren hat. Auch hier wird das besagte Potenzial am laufenden Band verschenkt.
Großer Pluspunkt der Staffel ist die (unterschiedlich) starke Charakterentwicklung der Hauptcharaktere. Ein großer Negativpunkt der Staffel ist die sehr starke Wandlung von einzelnen Charakteren innerhalb einer Folge. Viele Charaktere wechseln von jetzt auf gleich ihre gesamten Motive und Ziele. Das wirkte mir an vielen Stellen zu schnell und eher dem dynamischen Erzähltempo geschuldet.
Auch die Anzahl "kranker" Charaktere mit irrem Blick hat stark zugenommen, was ich sehr schön fand. Diese Charaktere sorgen immer für viel Abwechslung
Animation
Die Grundzüge der vorherigen Staffeln bleiben in der Animation erhalten. Malerisch schöne Hintergründe werden mit einfachen Charakteranimationen kombiniert. Hin und wieder ist mir deutlich aufgefallen, wie doch die Charaktere ganz anders (einfach) im Vergleich zu den Hintergründen animiert wurden. Der Story entsprechend hat auch das europäische Design der Serie zugenommen. War in der Bildungsstadt bisher schon viel europäische Architektur zu sehen, hat dies mit Index III einen neuen Grad erreicht. Einige Hintergründe könnte ich mir glatt als Bild irgendwo hinhängen, so detailliert und malerisch waren diese.
Die Charaktere werden nur leicht besser animiert als in Index II. Die Gesichtszüge der Charaktere sind in Nahaufnahmen sehr detailliert. Schade finde ich, dass die Gesichtszüge der Figuren immer schlechter werden, je mehr diese in den Hintergrund treten. Einige Gesichtszüge und sogar Kopfformen wirkten zum Teil sogar sehr verzerrt bzw. falsch. Glücklicherweise kam das nicht so häufig vor. Es ist mir aber dennoch in Erinnerung geblieben.
Hervorheben möchte ich die beiden Openings und die beiden Endings. Die Endings sind wie bei den Vorgängerstaffeln in ihrer Animation sehr einfach gehalten. Die Openings hingegen sind so actionreich und super animiert, dass ich mich tatsächlich jedes Mal auf das Opening bei einer Folge gefreut habe. Wäre die gesamte Serie so animiert worden, hätte ich sofort 5+ Sterne für die Animation gegeben.
Musik
Ganz lösen kann sich die Index-Reihe nicht von seinem elektronischen Sound.
Die Endings sind wie bei den Vorgängern sehr ruhig und entspannt gehalten. Das Opening 1 ist eine gute Mischung aus elektronischem und rockigem Sound. Das Opening 2 ist mein persönlicher Favorit über alle bisherigen Index-Staffeln hinweg. Es ist rockig, dynamisch und unglaublich passend zu den Folgen.
Die Hintergrundmusik ist unauffällig. In den auffälligen Momenten passt die Hintergrundmusik super zu den Szenen in der Serie. Neben leicht elektronischen und rockigen Klängen sind auch kirchliche Klänge vorhanden, die die jeweiligen Szenen gut unterstützen.
Randnotiz: Im Vergleich zu den Vorgängern sind dieses Mal auch die Esper-Attacken mit einem zusätzlichen Sound unterlegt. Diese Ergänzung hat mir sehr gefallen, da sie in den Kampfszenen für eine neue Dynamik gesorgt hat.
Fazit
Mir hat Index III gut gefallen. Ich bezweifele, dass ich inhaltlich wirklich alles verstanden habe. Dafür sind die wichtigen Gespräche und Monologe einfach zu geheimnisvoll und mehrdeutig. Aber gerade das macht den Charme von Index aus, dass man die Antworten nicht einfach direkt serviert bekommt.
Ich hätte mir gewünscht, dass die Charakteranimationen konstant gut und die Dynamik durch die vielen Arcs nicht so gezwungen schnell wäre. Insgesamt bin ich mit Index III jedoch zufrieden, was insbesondere die Story und die großen Kämpfe betrifft. Bei einigen Folgen im letzten großen Arc saß ich sogar mit offenem Mund davor. Das zu Beginn versprochene Epos ist zwar nicht dauerhaft gegeben, jedoch gibt es wirklich sehr gute epische Szenen und Folgen.
Wenn du Index I und Index II gesehen hast, dabei nicht eingeschlafen bist und so halb den Inhalt verstanden hast, dann ist Index III eine klare Empfehlung an dich. Du solltest damit klarkommen können, dass es deutliche Gewaltdarstellung gibt und teilweise Blut fließt. Auch geheimnisvolle, mehrdeutige Sätze und nicht so offensichtliche Antworten sollten dich nicht abschrecken.
Die Index-Staffeln dienen als Bindeglied und eigentliche Hauptstory für alle damit verbundenen Serien/Filme. Durch die vielen Inhalte und Charaktere ergeben sich sehr interessante Geschichten. Index III übernimmt sich jedoch sehr und schafft es nicht, den vielen interessanten Aspekten und Ansätzen genug Raum zu geben. Dadurch wird zu Gunsten der Dynamik und Behandlung aller notwendiger Arcs viel Potenzial ausgelassen und viele Handlungen werden zu schnell abgeschlossen.
Für mich persönlich bleiben die ersten 6 Folgen der ersten Index-Staffel nicht nur eine der besten Serien-Einleitungen, sondern stehen auch ganz oben in meiner persönlichen TOP-Liste der besten Anime-Arcs. Index III kam trotz einiger Abstriche aus meiner Sicht in einigen Folgen nah an dieses Erlebnis heran.
Daher erhält Index III von mir:
7,5 von 10 irre Blicke von Accelerator
Beitrag wurde zuletzt am 13.07.2020 15:21 geändert.